der besuch der alten dame

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Ich würde heute gerne von einem tollen, tollen Erlebnis erzählen. Ende Februar war ich mit meinem Vater im Schauspielhaus Zürich ein Stück anschauen. Der Titel verrät es schon- es war Der Besuch der alten Dame. Die tragische Komödie ist 1956 von Friedrich Dürrenmatt geschrieben worden. Ein fantastisches Stück, eine grossartige Inszenierung und fabelhafte Schauspieler. Das Theater ist meine grösste Leidenschaft und ich würde euch nun gerne dieses wunderbare Stück ein wenig näher bringen:

Zum Stück:

Das Städtchen Güllen ist total verarmt, nichts rentiert mehr, alles ist heruntergekommen. Die Güllener hoffen durch Claire Zachanassian, gebürtige Güllenerin, auf erneuten Reichtum. Die alte Dame ist durch geschickte Heiraten zur reichsten Frau der Welt geworden. Sie kündigt bei ihrer Erscheinung zusammen mit ihrem altem Butler und zweier kastrierter Blinder eine Schenkung von einer Milliarde an- sie möchte sich die Gerechtigkeit kaufen. Als junge Dame war sie nämlich von Alfred Ill geschwängert worden, er verstiess allerdings das Kind und verleugnete sie vor Gericht. Als Folge davon verlangt Claire Zachanassian, die Tötung Alfred Ills. Die humanistischen Güllener stossen dieses Angebot natürlich vorerst ab, gelangen allerdings nach und nach in Kaufsucht und machen eifrig Schulden. Das Motto der alten Dame – Güllen für einen Mord, Konjunktur für eine Leiche – scheint aufzugehen. Alfred Ill kann den Güllener erst die Augen öffnen, als schon eine Entscheidung gefallen ist.
 
 

Meine Gedanken:

Eine unglaublich dramatische Geschichte- wahrhaftig eine tragische Komödie. Dieses Stück zeigt auf erschreckende Weise zu welchen Taten Menschen fähig sind, wenn es um Geld geht. Würdest du für eine Milliarde einen Menschen umbringen? Nein, ist doch klar! Eigentlich. Doch dieses Geld scheint schon unglaublich verlockend. Ach wie schön wäre es doch endlich ein zweites Sonntagskleid zu besitzen. Waren da nicht noch Reparaturen in der Küche fällig? Wie wäre es mit einem Pelzmantel, oder gleich einer neuen Wohnung? Mich haben diese neunzig Minuten in einen totalen Bann gezogen, ich habe gelacht, geschaut, mitgefiebert, beobachtet, gelauscht und am Ende fast geweint.
 


Doch ein grossartiges Stück wäre nichts ohne talentierte Schauspieler oder eine skurrile Inszenierung. Die Figuren waren wunderbar bis ins kleinste Detail durchdacht worden und hatten alle etwas extrem bizarres und groteskes. Der Polizist zum Beispiel hat so schnell gesprochen, dass man eigentlich kein Wort verstand, und alles was er sagte doppelt so lustig war. Die alte Dame hat verschiedenste Prothesen am ganzen Körper und wirkt durch das mehr wie eine Marionette als ein Mensch.

Mich hat dieses Stück im Schauspielhaus sehr zum Nachdenken erregt, es hat mich unglaublich fest inspiriert und es war einfach wunderbar anzusehen. Die Woche darauf ging ich schon in den nächsten Theatersaal und schaute mir dieses Mal eine andere Komödie von Dürrenmatt an. Leider, leider hat sie mich nicht richtig umgehauen auch wenn das Stück auf seine eigene Weise zum Lachen komisch war. Am Wochenende gehe ich dann in ein Musical zusammen mit meiner Familie. Ich denke nicht, dass dieses Stück von der Qualität an Dürrenmatts herankommt, freue mich aber trotzdem extrem darauf, ich liebe die Geschichte- sie weckt Kindheitserinnerungen in mir auf. Und ich glaube auch dies wird eine richtig tolle Erfahrung werden.


Anaïs Elsa

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